war die welt schon vor mir da?
Im August 2018 entstand diese Serie innerhalb einer Woche in Berlin, bei Göran Gnaudschun/BerlinPhotoWorkshops.
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Auszug aus der Beschreibung des Workshops:
Relationships – Offene Bildräume
"Alles hängt mit allem zusammen. Unsichtbare Fäden verweben die Vergangenheit mit der Zukunft, verbinden Wirkungen mit ihren Ursachen und spannen über weite Entfernungen im Raum ihre Netze.
Die Bilder, die wir produzieren, sind Teil dieser verbundenen Welt. Sie verknüpfen sich mit den Fotografen, den Betrachtern und untereinander. Sie sind, je nach Blickwinkel, unterschiedlich lesbar. Immer anders und neu. Eigentlich gibt es so viele Bilder, wie es Betrachter gibt. Stellt man zwei, drei oder mehrere Bilder zusammen, so versucht man unwillkürlich Zusammenhänge zu erkennen und daraus einen Sinn abzuleiten. Assoziationsketten bilden sich und es entsteht ein übergeordneter Gedankenraum, der unbestimmt, offen, aber gleichzeitig sehr klar sein kann. Er ist größer als die Summe seiner Teile.
Es sind die Beziehungen, die wir spüren. Diese Beziehungen können sich als Geschichte aufbauen, deren Plausibilität wir bejahen, deren Handlung wir aber nicht unbedingt bis ins letzte Detail verstanden haben müssen. Sie sind ein Geheimnis, ein Rätsel, auf das man sich einlassen kann. Mit Offenheit und Neugierde. Das meiste liegt nicht klar auf dem Präsentierteller, wir müssen die Verbindungen suchen, werden dann aber damit belohnt, dass sich immer neue, unerwartete Wendungen bieten. Die Fäden, die sich spinnen, können einem vorher festgelegten Konzept folgen, sie können sich aber auch frei erst im Nachhinein entfalten."
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In der Woche in Berlin grub ich Kindheitserinnerungen aus, kleine Begebenheiten, die ich in kurze Worten fasste. Diese für mich manchmal bedrückenden Erinnerungen setzte ich fotografisch um, wobei ich meist in der Nacht durch Berlin streifte. Es entstanden kontrastreiche, oft dunkle Schwarzweißbilder und als Gegenpol unscharfe, schemenhafte Farbfotos. Mit Bedacht wurden die Wort-Bild-Kombinationen zusammengestellt, so dass das Bild nicht im Wort erklärt wird oder umgekehrt, sondern beim Betrachter eine Assoziationskette ausgelöst werden kann, Fragen auftauchen, eine Stimmung evoziert wird.
Es entstand (vorläufig) eine Broschüre, die noch als hochwertiges Fotobuch ausgearbeitet wird.
Download der Broschüre als pdf-Datei (13,5 MB)
Fotos & Texte: © Susanne Weiss
Göran Gnaudschun fasst mein Werk bei der Ausstellungseröffnung zusammen:
"Susanne Weiss spürt ihrer Kindheit nach. Erinnerungen, die unvermittelt kommen, einen überschwemmen oder auch vorsichtig gerufen werden können. Kurze Sätze, Fragmente nur, Splitter aus dem Gestern, poetisch kombiniert mit Bildern aus dem Heute. Verlassene, nächtliche Orte, ihr Zimmer in Berlin, in dem sie wohnt, Gestrüpp, Wasser und schemenhafte Menschen. Offene und unbestimmte Bilder, die selten etwas direkt zeigen oder etwas meinen, das sich in Sprache fassen lässt. Die mehr auf die Atmosphäre setzen, auf eine Grundstimmung, die nichts fixiert, sondern Raum gibt für die Assoziationen, die sich zusammen mit den Erinnerungen ergeben.
Eine sehr persönliche Arbeit, die aber dadurch Zugang zum Leser und Betrachter führt, weil wir alle auf ähnliche Erinnerungen an unsere Kindheit zurückgreifen können."
War die Welt schon vor mir da? (Titelbild des Fotobuchs) | Viel zu kurze Strumpfhosen |
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Vater mit Bart. Es fremdelt. | Schatzkarten zeichnen für nie gehobene Schätze. |
Spiel mit dem Bruder. Wortloses Verstehen. | Geherzt, geküsst, gedrückt. So eng. |
Stolz auf mein Wandgemälde. Vater nicht. | Täglich Lärm. Bis in mein Schneckenhaus. |
Himmel und Hölle, der Finger trifft die Entscheidung. | Wann beginnt mein Leben? Nach der Schule. |
Plattgedrückte Nase am Fenster, doch Mutter kommt nicht. | Fremd im eigenen Leben. Auf dem falschen Planeten? |
Graue Bilder flackern vor verzückten Augen. | Tanzen auf den Dächern. Schön wär's. |
Pauli und Paulinchen streiten, dass die Federn fliegen. | Ein fremdes Wesen liegt nebenan. Schreit sich die Seele aus dem Leib. |
Kämpfe um die Gunst. Es fließt Blut. Nicht meins. | Mit roten Stiefeln auf den Hügel. Der Lohn sind tausend Bisse. |
Ein Licht von der Decke. Es ist nicht die Lampe. | Goldregensuppe für Lisl. |
Sehnsucht Stille. Sie umgarnt mich selten. | Ein Drache breitet sich im Wohnzimmer aus. Vater fliegt - bis er fällt. |
Grießsuppe mit Augen. Mutter zieht den Teller weg. | Geliebter Vogel. Vertrauter Geruch. |
Schöne Worte. Es fühlt sich anders an. | Das Blut so blau. |
Sieben Jahre. Ich möchte doppelt so alt sein. Noch ein Leben warten. |
Einblicke in die Vorbereitungen der Ausstellung: